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Christi Himmelfahrt ist ein bedeutendes christliches Fest, das die Rückkehr Jesu zu seinem himmlischen Vater feiert. Entdecke die tiefere Bedeutung und die vielfältigen Bräuche dieses besonderen Tages. Dieser Artikel erklärt die biblischen Grundlagen von Christi Himmelfahrt, beleuchtet die theologische Bedeutung und stellt traditionelle sowie moderne Bräuche rund um diesen Feiertag vor.

Biblische Grundlagen

Die Auferstehung Jesu und seine Himmelfahrt sind zentrale Ereignisse im Neuen Testament. Das Lukasevangelium und die Apostelgeschichte berichten ausführlich darüber:

  • Laut dem Lukasevangelium (Lk 24,50-51 EU) führte Jesus seine Jünger nach Betanien, segnete sie und wurde dann "zum Himmel emporgehoben".
  • In der Apostelgeschichte (Apg 1,3.9-10 EU) heißt es, dass Jesus sich den Jüngern nach seinem Leiden "durch viele Beweise" als Lebender zeigte und "vierzig Tage hindurch" mit ihnen sprach, bevor er "vor ihren Augen emporgehoben" wurde.

Die lukanische Darstellung betont, dass Jesu Auferstehung und Himmelfahrt zwei eng miteinander verbundene Ereignisse sind:

  • Laut Lukas erfolgte die Himmelfahrt am Ostertag selbst (Lk 24,51), während in der Apostelgeschichte 40 Tage zwischen Auferstehung und Himmelfahrt liegen (Apg 1,3.9).
  • Viele Theologen sehen heute keinen prinzipiellen Unterschied zwischen Jesu Auferweckung und seiner Erhöhung zur Rechten Gottes. Beides sind Aspekte des einen Ostergeschehens.

In der frühchristlichen Theologie nimmt die Himmelfahrt Christi einen festen Platz ein:

  • Schon im Romanum, dem Vorläufer des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, wird der Glaube an Christi Himmelfahrt ausgedrückt.
  • Kirchenväter wie Polykarp von Smyrna, Justin und Irenäus von Lyon bezeugten ebenfalls den Glauben an die Himmelfahrt.

Das Verhältnis von Auferstehung und Himmelfahrt war in der Theologie lange umstritten. Heute betonen viele Theologen, dass beides untrennbar zusammengehört und verschiedene Aspekte des einen Ostergeschehens sind.

Theologische Bedeutung

Christi Erhöhung zur Rechten Gottes

Die Himmelfahrt Jesu wird in der heutigen Theologie nicht als ein räumlicher "Ortswechsel" verstanden, sondern als Erhöhung Christi zur Rechten Gottes. Dieser Ausdruck ist bildlich gemeint und soll zum Ausdruck bringen, dass Jesus Anteil erhalten hat an der Herrlichkeit, Herrschaft, Macht und Göttlichkeit Gottes. Er ist nun der Herr und steht in gleichberechtigter Stellung neben Gott, dem Vater.

Vollendung des Erlösungswerkes

Die Himmelfahrt ist zugleich die Vollendung des Erlösungswerkes Christi. Durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung hat Jesus den Sieg über Sünde und Tod errungen. Seine Erhöhung zur Rechten Gottes bedeutet nun die endgültige Eingliederung der menschlichen Natur in die göttliche Herrlichkeit.

"Er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen." (Phil 2,8-9)

Verheißung der Geistsendung

Die Himmelfahrt Christi steht in engem Zusammenhang mit der Verheißung der Sendung des Heiligen Geistes an Pfingsten. Erst durch die Erhöhung Jesu zur Rechten Gottes konnte der Heilige Geist ausgegossen werden, um die Jünger zu stärken und die Kirche zu gründen.

  • Die Himmelfahrt Christi bedeutet seine Einsetzung in die Macht und Herrlichkeit Gottes
  • Sie vollendet das Erlösungswerk Christi durch die endgültige Eingliederung der menschlichen Natur in die göttliche Herrlichkeit
  • Die Himmelfahrt ist verbunden mit der Verheißung der Sendung des Heiligen Geistes an Pfingsten

Liturgie und Brauchtum

Das Hochfest der Ascensio Domini ist in der Liturgie von Jerusalem seit 383/384 durch das Itinerarium der Pilgerin Egeria bezeugt. Gemäß den lukanischen Texten ist der Termin vierzig Tage nach Ostern bzw. zehn Tage vor Pfingsten.

Die drei Tage vor Christi Himmelfahrt werden als Bitttage (lateinisch Rogationes oder Litaniae minores „kleine Litaneien") mit den sogenannten Bittprozessionen begangen, Feldumgängen als Fürbitte um eine gute Ernte. Die Bitttage stehen in einer gewissen Spannung zum freudigen Charakter der Osterzeit, die liturgisch mit dem Pfingstfest endet. In Schwaben werden feierliche Bittprozessionen am Himmelfahrtstag "Oeschprozession" (von altdeutsch esch „Getreideteil der Gemarkung") genannt.

Bis 1955 wurde der Vortag von Christi Himmelfahrt als Vigil begangen. In Erftstadt-Gymnich findet zu Christi Himmelfahrt der Gymnicher Ritt statt, eine Flurprozession, an der Reiter und Fußpilger teilnehmen. Auch am Freitag nach Christi Himmelfahrt, dem "Hagelfreitag" oder "Schauerfreitag", oder am folgenden Sonntag waren mancherorts Prozessionen üblich. Die Himmelfahrtswoche wurde deshalb auch als Gangwoche, Betwoche, Bittwoche oder Kreuzwoche bezeichnet, weil den Prozessionen das Kreuz vorangetragen wurde.

Neben "Bewahrung der Schöpfung" in Weiterführung der ursprünglich agrarischen Ausrichtung können heute auch Arbeit für alle, Frieden, Brot für die Welt und Ehrfurcht vor dem menschlichen Leben Motive der Bittprozessionen sein.

Im katholischen Brauchtum einiger Gegenden (z.B. im bayerischen Mittenwald oder im Kloster Neustift in Südtirol) wird die Statue des Auferstandenen an Christi Himmelfahrt durch das "Heiliggeistloch" auf den Kirchenspeicher gezogen.

Die neun Tage zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten sind die Zeit der Pfingstnovene, in der besonders um die Gaben des Heiligen Geistes gebetet wird.

Christi Himmelfahrt als Vatertag

Neben den christlichen Traditionen rund um Christi Himmelfahrt hat sich in Deutschland im Laufe der Zeit auch der Vatertag oder Herrentag als fester Bestandteil dieses Feiertags etabliert. Diese Tradition hat ihre Wurzeln im Berlin des 19. Jahrhunderts, als sogenannte "Schinkentouren" unternommen wurden - Ausflüge aufs Land, an denen traditionell nur Männer teilnahmen.

  • In den 1930er Jahren waren es vermutlich niederländische Zigarrenfabrikanten sowie Metzger und die Brauereibranche, die Christi Himmelfahrt als "Vatertag" auslobten.
  • Der Vatertag ist traditionell mit dem Genuss von Alkohol verbunden. Oftmals sind vor allem junge Männer mit Bollerwagen und Klingelstöcken unterwegs und unternehmen Touren.
  • Diese Sitte, die insbesondere in Ostdeutschland gepflegt wird, wird mittlerweile auch mit eigens zu diesem Zweck gebauten Tandems für mehr als zehn Personen durchgeführt.

Ursprung und Entwicklung des Vatertags

Die Tradition, Christi Himmelfahrt auch als Vatertag zu begehen, geht auf die 1930er Jahre zurück. Damals begannen Zigarrenfabrikanten, Metzger und Brauereien, den Feiertag als "Herrentag" zu vermarkten. Dabei knüpften sie an die alten Traditionen der Flurumgänge und -umritte an, die seit Jahrhunderten am Himmelfahrtstag üblich waren.

Im Berlin des 19. Jahrhunderts entwickelten sich diese Ausflüge zu den sogenannten "Schinkentouren", an denen traditionell nur Männer teilnahmen. Aus dieser Tradition heraus etablierte sich schließlich der Brauch des Vatertags, der sich bis heute in ganz Deutschland verbreitet hat.

Moderne Bräuche und Aktivitäten

Heutzutage nutzen viele Väter und Männer den Feiertag Christi Himmelfahrt, um gemeinsame Aktivitäten mit Familie und Freunden zu unternehmen. Neben klassischen Wanderungen und Ausflügen mit dem Bollerwagen sind auch Radtouren und Grillabende beliebte Traditionen.

Darüber hinaus haben sich in manchen Regionen Deutschlands besondere Bräuche rund um den Vatertag erhalten, wie beispielsweise der Gymnicher Ritt in Erftstadt-Gymnich. Hier findet jedes Jahr eine große Reiterprozession statt, an der Schützenvereine, Reitergruppen und Privatpersonen teilnehmen.

Egal ob traditionell oder modern - der Vatertag bietet Vätern und Männern die Gelegenheit, den Feiertag Christi Himmelfahrt gemeinsam mit Angehörigen und Freunden zu begehen und sich auf das Wesentliche zu besinnen: die Gemeinschaft und den Glauben.

Moderne Bräuche und Traditionen

Obwohl die traditionellen christlichen Bräuche rund um Christi Himmelfahrt in den letzten Jahrzehnten teilweise an Bedeutung verloren haben, wird der Feiertag auch heute noch auf vielfältige Art und Weise begangen.

Gottesdienste und Andachten

Viele Gläubige nutzen den Feiertag, um an Gottesdiensten und Andachten in ihren Gemeinden teilzunehmen. Hier wird die Bedeutung der Himmelfahrt Christi und seine Erhöhung zur Rechten Gottes in Predigten und Gebeten thematisiert. Manche Kirchen bieten auch Wallfahrten oder Prozessionen an, um den Tag feierlich zu begehen.

Familiäre Traditionen

Für viele Familien ist Christi Himmelfahrt ein willkommener Anlass, um gemeinsame Ausflüge, Wanderungen oder Grillabende zu veranstalten. Der freie Tag wird genutzt, um Zeit miteinander zu verbringen und Gemeinschaft zu pflegen. Manche Eltern binden ihre Kinder auch in die Vorbereitung von Speisen und Getränken ein.

Regionale Bräuche

In einigen Regionen Deutschlands haben sich besondere Traditionen rund um Christi Himmelfahrt erhalten. Dazu gehört beispielsweise der Gymnicher Ritt in Erftstadt-Gymnich, eine Reiterprozession, an der jedes Jahr Hunderte Teilnehmer teilnehmen. Auch Bittprozessionen und Flurumgänge finden vereinzelt noch statt.

Spirituelle Besinnung

Für viele Gläubige bietet Christi Himmelfahrt auch einen Anlass zur Besinnung auf den Glauben. Die Erhöhung Christi zur Rechten Gottes wird als Vollendung des Erlösungswerkes verstanden. In dieser Zeit der Vorbereitung auf Pfingsten widmen sich manche Menschen auch intensiver dem Gebet und der Meditation.

Egal ob in Form von Gottesdiensten, Familienfeiern oder regionalen Traditionen - Christi Himmelfahrt wird auch heute noch auf vielfältige Weise begangen und erinnert die Gläubigen an die Rückkehr Jesu zu seinem himmlischen Vater.