Lesezeit ca. 7 Minuten

Fronleichnam ist eines der höchsten Feiertage im katholischen Kirchenjahr. Erfahre mehr über die Bedeutung und den Ursprung dieses besonderen Festes. Dieser Artikel erklärt die Hintergründe und Bräuche rund um Fronleichnam. Du erfährst, warum das Fest gefeiert wird, woher es kommt und wie es heute begangen wird.

Was ist Fronleichnam?

Fronleichnam ist eines der höchsten Feiertage im römisch-katholischen Kirchenjahr. Es wird auch als Hochfest des heiligsten Leibes und Blutes Christi bezeichnet. Der lateinische Name des Herrenfests lautet Sollemnitas Sanctissimi Corporis et Sanguinis Christi, in anderen Sprachen wie Englisch, Französisch oder Italienisch heißt der Feiertag ganz einfach Corpus Christi.

Bedeutung und Ursprung

  • Fronleichnam erinnert an die leibliche Gegenwart Jesu Christi in den Gestalten von Brot und Wein bei der Feier der Eucharistie.
  • Der Name Fronleichnam leitet sich aus dem Mittelhochdeutschen ab und bedeutet Leib des Herrn.
  • Der Ursprung des Festes geht auf eine Vision der Augustiner-Nonne Juliana von Lüttich im 13. Jahrhundert zurück. Sie sah im Traum den Mond mit einem dunklen Fleck und deutete dies als Zeichen dafür, dass der Kirche ein Fest zur Verehrung des Altarsakraments fehle.
  • Auf Anregung Julianas führte Papst Urban IV. 1264 das Fronleichnamsfest ein und erhob es zum Fest der Gesamtkirche.

Termin und Feiertagsregelungen

  • Fronleichnam wird am zweiten Donnerstag nach Pfingsten gefeiert, also 60 Tage nach Ostern.
  • In den katholisch geprägten Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag.
  • In den anderen Bundesländern wird Fronleichnam am darauffolgenden Sonntag gefeiert, katholische Arbeitnehmer haben jedoch Anspruch auf unbezahlte Freistellung.

Zentrale Elemente des Festes

  • Im Mittelpunkt des Festes steht die leibliche Gegenwart Jesu Christi in den Gestalten von Brot und Wein, der sogenannten Eucharistie.
  • Erinnert wird an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern am Gründonnerstag, bei dem er Brot und Wein als seinen Leib und sein Blut einsetzte.
  • Das Fest der Transsubstantiation, also der Verwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi, ist ein zentraler Glaubensinhalt des katholischen Verständnisses der Eucharistie.

Ursprung des Fronleichnamsfestes

Der Ursprung des Fronleichnamsfestes liegt im 13. Jahrhundert. Es geht auf eine Vision der Augustinernonne Juliana von Lüttich zurück, die in dieser Zeit lebte.

Die Vision der Nonne Juliana

Juliana berichtete von einem Traum, in dem sie den Mond sah, der an einer Stelle einen dunklen Fleck aufwies. Sie deutete diese Vision als Hinweis darauf, dass der Kirche ein Fest zu Ehren des Altarsakraments fehle.

Einführung des Fronleichnamsfestes

Aufgrund von Julianas Anregung führte Bischof Robert von Lüttich im Jahr 1246 das Fest der leiblichen Gegenwart Christi in der Eucharistie in seinem Bistum ein. 1264 erhob dann Papst Urban IV. das Fest zum Fest der Gesamtkirche.

Das Blutwunder von Bolsena

Ausschlaggebend für die Einführung des Fronleichnamsfestes war auch das sogenannte Blutwunder von Bolsena im Jahr 1263. Dabei entdeckte ein Priester namens Peter von Prag während der Feier der Heiligen Messe "Blutstropfen" auf den geweihten Hostien. Dies bestärkte ihn in seinem Glauben an die Transsubstantiation, also die Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi.

Verbreitung des Festes

Bis sich das Fronleichnamsfest überall verbreitet hatte, dauerte es allerdings noch bis ins 14. Jahrhundert. Die erste Fronleichnamsprozession fand 1279 in Köln statt.

Papst Urban IV. legte den zweiten Donnerstag nach Pfingsten als Datum für das Fest der Eucharistie fest. Dabei wurde der enge Bezug zum Gründonnerstag und dem letzten Abendmahl Jesu deutlich.

Die Dominikaner trugen maßgeblich zur Ausbreitung des Festes bei. 1311 wurde es unter Papst Clemens V. auf dem Konzil von Vienne bestätigt und 1317 unter Papst Johannes XXII. endgültig weltweit angeordnet.

Liturgie und theologische Bedeutung

Fronleichnam ist ein Hochfest der Dankbarkeit für die leibliche Gegenwart Jesu Christi in den Gestalten von Brot und Wein der Eucharistie. Das Fest steht in engem Bezug zum letzten Abendmahl Jesu und der Einsetzung der Eucharistie am Gründonnerstag.

Erinnerung an das letzte Abendmahl

Am Abend des Gründonnerstags feierte Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl. Mit den Worten "Dies ist mein Leib" und "Dies ist mein Blut" reichte er ihnen Brot und Wein. Nach katholischem Glaubensverständnis ist Jesus in den Gestalten von Brot und Wein in der Eucharistie tatsächlich körperlich anwesend.

Betonung der Realpräsenz Christi

Fronleichnam betont diese Realpräsenz Christi in den eucharistischen Gaben. Es ist ein Fest der Dankbarkeit für diese Gegenwart Jesu und die Gemeinschaft der Gläubigen mit ihm im Abendmahl.

Theologische Bedeutung

  • Sakrament der Eucharistie: Fronleichnam feiert die Gegenwart Christi in Brot und Wein als zentrales Sakrament des christlichen Glaubens
  • Transsubstantiation: Die Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi, das Dogma der Transsubstantiation, steht im Mittelpunkt
  • Abendmahlsgemeinschaft: Das Fest unterstreicht die Gemeinschaft der Gläubigen mit Christus und untereinander im Empfang der Eucharistie

Liturgische Praxis

  • Prozession mit Monstranz: Der Priester trägt die geweihte Hostie in einer prunkvollen Monstranz durch die Straßen, begleitet von Gläubigen
  • Stationen mit Evangelienlesungen: An vier Altären entlang des Prozessionsweges werden Evangelientexte gelesen und der Segen gespendet
  • Blumenteppiche und Schmuck: Vor den Stationsaltären werden oft kunstvoll gestaltete Blumenteppiche ausgelegt, die Straßen und Häuser festlich geschmückt

Fronleichnam als gesetzlicher Feiertag

Fronleichnam ist in den meisten katholisch geprägten Bundesländern Deutschlands ein gesetzlicher und arbeitsfreier Feiertag. Dies betrifft folgende Bundesländer:

  • Bayern
  • Baden-Württemberg
  • Hessen
  • Nordrhein-Westfalen
  • Rheinland-Pfalz
  • Saarland

In diesen Regionen haben Arbeitnehmer an Fronleichnam frei und Schüler haben schulfrei. Der Feiertag bietet Katholiken die Möglichkeit, das Hochfest des Leibes und Blutes Christi in besonderer Weise zu begehen.

Sonderregelungen in Sachsen und Thüringen

Auch in einigen Regionen von Sachsen und Thüringen ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag:

  • In den sorbischen Gebieten Sachsens
  • Im thüringischen Landkreis Eichsfeld
  • In den Eichsfelder Ortschaften des Unstrut-Hainich-Kreises
  • In Teilen des Wartburgkreises

Hier haben die Gemeinden mit überwiegend katholischer Bevölkerung eine Sonderregelung, die den Fronleichnamstag als arbeitsfreien Feiertag ausweist.

Feier in Bundesländern ohne gesetzlichen Feiertag

In allen anderen Bundesländern, in denen Fronleichnam kein gesetzlicher Feiertag ist, wird das Hochfest des Leibes und Blutes Christi am darauffolgenden Sonntag gefeiert.

Auch wenn Fronleichnam hier kein arbeitsfreier Tag ist, haben katholische Arbeitnehmer dennoch Anspruch auf unbezahlte Freistellung. Gleiches gilt für katholische Schüler, die vom Unterricht befreit werden können.

Fronleichnamsprozession und Brauchtum

Fronleichnam ist bis heute das volkstümlichste religiöse Fest im römisch-katholischen Kirchenjahr, das auf prunkvolle Weise mit Prozessionen gefeiert wird. In vielen Städten und Gemeinden starten die Vorbereitungen dafür schon mehrere Monate im Voraus.

Die Fronleichnamsprozession

Nach der Heiligen Messe am Morgen findet die Fronleichnamsprozession statt. Der Priester trägt dabei die Monstranz mit dem Allerheiligsten, einer geweihten Oblate, durch die Straßen. Die Gemeinde begleitet ihn dabei mit Musik, Gesang und Gebeten. Dem hohen Feiertag entsprechend ist die Monstranz oftmals besonders prunkvoll mit Gold und Edelsteinen gestaltet.

Über den Priester mit Monstranz und Hostie wird oft auch ein Baldachin, auch Tragehimmel genannt, gespannt. Der Baldachin besteht aus einem reich verzierten rechteckigen Stofftuch, das an vier Stangen aufgespannt und getragen wird. Das Himmeltragen übernehmen in der Regel Gemeindemitglieder. Für die Himmelträger ist dies eine Ehrenaufgabe.

Die Prozession macht an vier Stationen halt. Dort sind reich mit Blumen geschmückte Altäre aufgebaut, die nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet sind. An jeder Prozessionsstation wird aus einem der vier Evangelien gelesen, es werden Fürbitten gesprochen und der Priester erteilt den Segen.

Besondere Fronleichnamsprozessionen

In einigen Gemeinden gibt es besondere Prozessionen zu bestaunen, die gern auch von Nicht-Katholiken besucht werden und wahre Publikumsmagneten sind. In Traunkirchen und Hallstatt in Oberösterreich sowie im bayerischen Seehausen am Staffelsee finden jedes Jahr Seeprozessionen statt. Auch auf dem Rhein bei Köln wird der Fronleichnamstag mit einer Schiffsprozession, der "Mülheimer Gottestracht", gefeiert.

Brauchtum und Traditionen

In manchen Regionen ist es auch heute noch Brauch, vor den Stationsaltären kunstvolle Blumenteppiche zu legen. Diese bunten Prachtstücke zeigen biblische Szenen, Heilige oder christliche Symbole. Am Morgen vor dem Fronleichnamsfest legen Gemeindemitglieder in mühevoller Kleinarbeit die Blumenteppiche aus, damit der Priester mit dem Allerheiligsten den Boden nicht betreten muss.

Neben den Prozessionen gibt es weitere regionale Bräuche und Traditionen, die das Fronleichnamsfest bereichern. Dazu gehören zum Beispiel die Samsonumzüge im österreichischen Lungau und in der benachbarten Steiermark, die als Reste barocker Prachtprozessionen gedeutet werden.

Fronleichnamsspiele und Nebenformen

Das späte Mittelalter brachte geistliche Prozessionsspiele hervor, die zu Fronleichnam aufgeführt wurden. Dabei nahm man als Inhalt der Spiele auch Gespräche der Apostel und Propheten oder Bilder aus der Heilsgeschichte. Die Spiele entstanden in England im 14. Jahrhundert, das älteste im deutschen Sprachraum nachzuweisende Spiel fand 1391 im Stubaital in Tirol statt. Spätere Spielorte sind Bozen (1472, 1543), Künzelsau (1479) und Freiburg (1516). Besonders prunkvoll wird das Fest in Italien begangen, z. B. in Viterbo (seit 1462), wobei der Text gegenüber dem szenischen Gepränge stark zurücktritt. Eine literaturgeschichtlich wichtige Ausformung haben die Fronleichnamsspiele in Spanien erfahren (Auto sacramental oder Auto del Corpus Christi), wo sie bis weit in die Neuzeit lebendig waren.

Samsonumzüge

Die Samsonumzüge am Nachmittag des Fronleichnamstags im österreichischen Lungau und in der benachbarten Steiermark werden als Reste barocker Prachtprozessionen gedeutet. Nachdem im Zuge der Aufklärung das Mitführen des Samsons und anderer biblischer Figuren als Prozessionsriesen bei der Fronleichnamsprozession verboten worden war, wurden die Samsonumzüge auf den Nachmittag des Fronleichnamstags verlegt.

Regionale Bezeichnungen

Im Alpenraum wird volkstümlich gelegentlich der Begriff Blutstag (Seligblutstag oder Heiligblutstag) verwendet, der auch als Bezeichnung für den Gründonnerstag belegt ist. Daneben ist die Bezeichnung Prangertag gebräuchlich, die andernorts auch das Patronatsfest einer Pfarre bezeichnen kann.

Trivia

Hin und wieder findet sich der Ausdruck "Happy Kadaver" als Verballhornung des Wortes Fronleichnam, die als Dysphemismus und gelegentlich als Provokation benutzt wird.