Gründonnerstag markiert den Beginn der heiligen drei Tage und erinnert an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Dieser Artikel beleuchtet die Bedeutung des Gründonnerstags, die biblischen Ereignisse, die liturgischen Besonderheiten und die damit verbundenen Bräuche.
Die biblische Überlieferung
Laut den Evangelien feierte Jesus am Vorabend seiner Kreuzigung mit seinen zwölf Jüngern das Paschamahl. Dabei kam es zu mehreren bedeutsamen Ereignissen, die für Christen bis heute von großer Bedeutung sind:
- Das letzte Abendmahl: Jesus brach das Brot und teilte den Wein mit seinen Jüngern. Er deutete Brot und Wein als seinen Leib und sein Blut und forderte sie auf, dies zu seinem Gedächtnis zu tun. Damit setzte er die Feier der Eucharistie ein.
- Die Ankündigung des Verrats: Jesus wusste bereits, dass einer seiner Jünger, Judas Iskariot, ihn verraten würde. Er kündigte den bevorstehenden Verrat und sein Leiden und Sterben an.
- Die Fußwaschung: Nach dem Mahl wusch Jesus seinen Jüngern die Füße. Damit zeigte er ihnen ein Beispiel der demütigen, dienenden Liebe, die seine Nachfolger prägen soll.
- Der Gang zum Ölberg: Nach dem Abendmahl ging Jesus mit seinen Jüngern zum Ölberg, um zu beten. Dort wurde er von Judas an die Soldaten verraten und verhaftet.
Diese Ereignisse des Gründonnerstags bilden den Auftakt zum Triduum Sacrum, den "Heiligen Drei Tagen" von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu, die bis zum Ostersonntag andauern. Sie stehen im Zentrum des christlichen Glaubens und der Liturgie.
Die Einsetzung der Eucharistie
Die Einsetzung der Eucharistie durch Jesus Christus selbst ist der Kern des Gründonnerstags und steht im Mittelpunkt der liturgischen Feier an diesem Tag.
Die Worte und Handlungen Jesu beim Letzten Abendmahl
- Laut den Berichten in den Evangelien feierte Jesus am Vorabend seiner Kreuzigung mit seinen Jüngern das Paschamahl.
- Dabei brach er das Brot und teilte den Wein aus, indem er sagte: "Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis!" und "Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird."
- Mit diesen Worten und Handlungen stiftete Jesus die Eucharistie als Sakrament, in dem er seine bleibende Gegenwart unter den Gläubigen zusicherte.
Die Eucharistie als Zeichen der Gegenwart Christi
- Die Einsetzung der Eucharistie durch Jesus selbst verleiht ihr eine besondere Bedeutung im christlichen Glauben.
- In der Feier der Eucharistie vergegenwärtigt die Kirche das Leiden, den Tod und die Auferstehung Jesu.
- Für Gläubige ist die Eucharistie Zeichen der bleibenden Gegenwart Christi unter ihnen.
Der Gründonnerstag als Tag der Priesterweihe
- Neben der Einsetzung der Eucharistie gilt der Gründonnerstag auch als Tag der Einsetzung des Priestertums.
- Denn das geweihte Priesteramt ist spezifisch für die Feier der Eucharistie zuständig.
- In vielen Kirchen erneuern die Priester an diesem Tag ihre Weiheversprechen.
Die Fußwaschung als Zeichen der Liebe
Die Fußwaschung ist ein zentraler Bestandteil des Gründonnerstags-Gottesdienstes und erinnert an eine der eindrucksvollsten Szenen aus dem Leben Jesu. Laut dem Johannesevangelium wusch Jesus beim letzten Abendmahl seinen Jüngern die Füße und sagte ihnen: "Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen" (Joh 13,14).
Die symbolische Bedeutung der Fußwaschung
- Die Fußwaschung ist ein Zeichen der dienenden Liebe Jesu zu seinen Jüngern.
- Sie symbolisiert die Demut und Hingabe Christi, der selbst den niedrigsten Dienst verrichtet.
- Durch die Fußwaschung macht Jesus deutlich, dass das kirchliche Amt den Charakter des Dienens und nicht der Herrschaft hat.
- Die Geste der Fußwaschung verpflichtet die Christen zur gegenseitigen Nächstenliebe und zum Dienst am Nächsten.
Die Praxis der Fußwaschung in der Kirche
- In vielen katholischen Gemeinden wird im Gottesdienst am Gründonnerstag der Ritus der Fußwaschung vollzogen.
- Dabei wäscht der Priester oder Bischof symbolisch zwölf ausgewählten Gläubigen die Füße, um das Vorbild Jesu nachzuahmen.
- Papst Franziskus erlaubte 2016, dass die Fußwaschung auch an Frauen vollzogen werden kann, um die Gleichberechtigung zu betonen.
- Früher wurde die Fußwaschung durch den Gesang der Antiphon "Ubi caritas" begleitet, die heute oft als Offertorium gesungen wird.
Die Fußwaschung am Gründonnerstag ist somit ein eindrückliches Symbol für die dienende Liebe Christi und die daraus erwachsende Verpflichtung zur Nächstenliebe unter den Christen. Sie erinnert die Gläubigen daran, dass das kirchliche Amt im Geist der Demut und des Dienens ausgeübt werden soll.
Liturgische Besonderheiten
Die Messe vom letzten Abendmahl
Der Gründonnerstag steht ganz im Zeichen der Einsetzung der Eucharistie durch Jesus Christus selbst. Dies kommt in der feierlichen Messe vom letzten Abendmahl besonders zum Ausdruck:
- Der Gottesdienst beginnt zwischen 16 und 20 Uhr mit einem feierlichen Einzug und dem Erklingen aller Glocken, während das Gloria gesungen wird.
- Danach herrscht jedoch tiefe Stille: Die Orgel verstummt und an ihre Stelle treten nur noch hölzerne Klappern, die an das Leiden Jesu erinnern.
- Bei der Wandlung werden die Einsetzungsworte Jesu besonders betont: "Denn in der Nacht, da er verraten wurde - das ist heute - nahm er das Brot und sagte Dank..."
- Es ist üblich, dass die Kommunion den Gläubigen unter beiderlei Gestalten (Brot und Wein) gereicht wird, um die Einsetzung der Eucharistie zu vergegenwärtigen.
Die Übertragung des Allerheiligsten
Nach der Messe vom letzten Abendmahl wird das Allerheiligste in einer schlichten Prozession an einen Seitenaltar oder eine Kapelle übertragen:
- Dieser Ritus erinnert an den Gang Jesu zum Ölberg, wo er in Todesangst betete und verhaftet wurde.
- Die Gläubigen können in stiller Anbetung vor dem Allerheiligsten der Verhaftung Jesu gedenken.
Die Entblößung der Altäre
Nach dem Gottesdienst werden sämtliche Decken und Schmuck vom Hauptaltar und allen anderen Altären entfernt:
- Dies symbolisiert die Trauer und erinnert an die Überlieferung, dass Jesus die Kleider vom Leib gerissen wurden.
- Der Altarraum soll von "ernster Schlichtheit" geprägt sein, um den Trauercharakter der Kartage zu unterstreichen.
Gründonnerstag als Teil des Triduum Sacrum
Der Gründonnerstag ist der Auftakt zu den drei heiligen Tagen (Triduum Sacrum) des christlichen Osterfestes. Diese drei Tage - Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersonntag - bilden eine liturgische Einheit und stehen ganz im Zeichen von Jesu Leiden, Tod und Auferstehung.
Die Einheit des Triduum Sacrum
- Der Gründonnerstag markiert den Beginn des Triduum Sacrum, das sich bis zum Ostersonntag erstreckt.
- Die Gottesdienste an diesen drei Tagen sind liturgisch miteinander verbunden und bilden eine Feier des Pascha-Mysteriums - also der Erlösung durch Christi Kreuzestod und Auferstehung.
- Der theologische Gedanke des Pascha-Mysteriums stellt die Einheit von Leiden, Kreuzestod, Auferstehung und Erhöhung Christi in den Vordergrund und vergegenwärtigt diese in der Liturgie.
Der Charakter des Triduum Sacrum
- Die drei Tage sind geprägt vom Charakter der Trauer und des Mitvollzugs der Passion Jesu.
- Daher ist eine prachtvolle Liturgie während dieser Tage nicht gestattet.
- Stattdessen steht die Vergegenwärtigung des Leidens und Sterbens Christi im Mittelpunkt.
Die Bedeutung des Gründonnerstags
- Der Gründonnerstag leitet das Triduum Sacrum ein und erinnert an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern.
- In der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag wird der Einsetzung der Eucharistie gedacht.
- Damit beginnt die liturgische Feier der drei österlichen Tage, die in der Osternacht ihren Höhepunkt finden.
Bräuche und Traditionen
Ölbergstunde und Gebetswachen
- In Erinnerung an Jesu Gebet am Ölberg finden in vielen Gemeinden nach der Abendmahlsmesse Gebetswachen statt.
- Die Gläubigen kommen dabei vor dem Allerheiligsten zusammen, um in stiller Anbetung Jesu Verhaftung und Geißelung zu gedenken.
- Diese Ölbergstunde soll wenigstens bis Mitternacht andauern, da zu diesem Zeitpunkt der Gedanke an die Einsetzung der Eucharistie abgelöst wird von der Erinnerung an Jesu Passion.
Agapefeier und gemeinsames Mahl
- Nach dem Gottesdienst am Gründonnerstag besteht mancherorts der Brauch, eine gemeinsame Agape (Freundschaftsmahl) zu halten.
- Bei dieser Agape werden oft ungesäuerte Brote wie Matzen oder Milchbrote sowie Wein oder Traubensaft gereicht.
- Durch das gemeinsame Teilen der Brote soll die schenkende Liebe Jesu Christi symbolisch erlebbar werden und an das letzte Abendmahl erinnert werden.
Chrisammesse und Weihe der heiligen Öle
- In der Chrisammesse, die traditionell am Vormittag des Gründonnerstags stattfindet, werden die heiligen Öle für das gesamte Bistum geweiht.
- Dazu gehören das Chrisamöl für Taufe, Firmung und Priesterweihe, das Krankenöl und das Katechumenenöl für Taufbewerber.
- Die Chrisammesse wird oft in Bischofskirchen gefeiert, damit die Priester aus den Pfarrgemeinden leichter daran teilnehmen können.
Gründonnerstag in der Volksfrömmigkeit
- Regional gibt es den Brauch, an Gründonnerstag grünes Gemüse oder Kräuter zu essen.
- Dies soll Gesundheit und Kraft für das ganze Jahr schenken und erinnert an die liturgische Farbe Grün, die früher an diesem Tag getragen wurde.
- Auch Umzüge durch die Straßen, bei denen hölzerne Klappern und Ratschen ertönen, gehören zu den Volksbräuchen am Gründonnerstag.
- Diese Instrumente ersetzen dabei bis zur Osternacht die schweigenden Kirchenglocken.