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Der Reformationstag erinnert an den Beginn der Reformation durch Martin Luther und die Entstehung der evangelischen Kirche. Dieser Artikel erklärt die historischen Hintergründe des Reformationstags, seine Bedeutung für Protestanten weltweit und wie er heute gefeiert wird.

Historischer Hintergrund

Der Reformationstag erinnert an den Beginn der Reformation, einer Bewegung, die die Welt für immer veränderte. Im Zentrum dieser historischen Ereignisse stand Martin Luther, ein Augustinermönch und Theologieprofessor aus Wittenberg.

Martin Luthers 95 Thesen

  • Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte Luther seine berühmten 95 Thesen, in denen er Missstände und Praktiken der katholischen Kirche scharf kritisierte.
  • Sein Hauptaugenmerk lag auf der Verurteilung des Ablasshandels, bei dem Gläubige sich durch Geldzahlungen von Sünden freikaufen konnten.
  • Luther vertrat die Ansicht, dass die Vergebung der Sünden allein durch den Glauben an Gott und nicht durch finanzielle Mittel erlangt werden kann.

Kritik am Ablasshandel

  • Der Ablasshandel war eine weit verbreitete Praxis der katholischen Kirche im Mittelalter und diente als lukrative Einnahmequelle.
  • Luther prangerte diese Praxis als unbiblisch und unmoralisch an, da sie den Gläubigen fälschlicherweise suggerierte, sie könnten sich von Sünden "freikaufen".
  • Seine Thesen riefen zu einer Kirchenreform auf und forderten eine Rückkehr zu den wahren Lehren des Christentums.

Beginn der Reformation

  • Obwohl Luther zunächst keine Kirchenspaltung beabsichtigte, sondern eine Reform der bestehenden Kirche anstrebte, führten seine Ideen letztendlich zur Entstehung des Protestantismus.
  • Die Veröffentlichung der 95 Thesen gilt als Auslöser für die Reformation, eine Bewegung, die die Vorherrschaft des Papstes in Frage stellte und zur Gründung der evangelischen Kirche führte.
  • Luthers Übersetzung der Lutherbibel ins Deutsche trug maßgeblich zur Verbreitung seiner Ideen bei und prägte die deutsche Sprache nachhaltig.

Durch seine mutige Kritik an der Kirche und seine revolutionären Ideen leitete Martin Luther eine Zeitenwende ein, die nicht nur die Religion, sondern auch Gesellschaft, Kultur und Politik in Europa grundlegend veränderte.

Entwicklung zum Feiertag

Obwohl der Thesenanschlag von Martin Luther im Jahr 1517 als Beginn der Reformation gilt, dauerte es noch einige Zeit, bis der 31. Oktober als Gedenktag etabliert wurde. Hier ist ein Überblick über die wichtigsten Meilensteine:

  • Im Reformationsjahrhundert fanden bereits vereinzelte Jahresfeiern statt, zunächst auch an anderen Tagen wie dem 10. November (Luthers Geburtstag) oder dem 18. Februar (sein Todestag).
  • 150 Jahre nach der Veröffentlichung der 95 Thesen setzte Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen im Jahr 1667 den 31. Oktober als einheitlichen Gedenktag für alle Protestanten fest. Damit wurde die Verbindung zum legendären Thesenanschlag in Wittenberg hergestellt.
  • Nach den Reformationsjubiläen 1717 und 1817 gewann das Reformationsfest weiter an Bedeutung, wurde jedoch oft auf den Sonntag nach dem 31. Oktober verlegt, wie beispielsweise in Preußen.
  • In der Schweiz gilt bis heute der erste Sonntag im November als Reformationssonntag, angelehnt an das Datum des Thesenanschlags.
  • In der DDR wurde der Feiertag bis einschließlich 1966 in den meisten Bezirken begangen, bevor er abgeschafft wurde.
  • Nach der Wiedervereinigung 1990 führten die neuen Bundesländer den Reformationstag wieder als gesetzlichen Feiertag ein.
  • Zum 500. Jahrestag der Reformation im Jahr 2017 war der 31. Oktober einmalig in ganz Deutschland ein arbeitsfreier Feiertag.

So entwickelte sich der Reformationstag im Laufe der Jahrhunderte von einem Gedenktag zu einem wichtigen Feiertag, der heute die Entstehung des Protestantismus und die Errungenschaften der Kirchenreform würdigt.

Bedeutung des Reformationstags

Der Reformationstag erinnert an den Beginn der Reformation durch Martin Luther und die Entstehung der evangelischen Kirche. Er hat eine tiefgreifende Bedeutung für Protestanten weltweit:

  • Er markiert den Beginn der Kirchenreform und der Erneuerung des christlichen Glaubens, die Luther mit der Veröffentlichung seiner 95 Thesen gegen den Ablasshandel und andere Missstände in der katholischen Kirche anstieß.
  • Der Tag wird als Gelegenheit zur evangelischen Selbstbesinnung verstanden, bei der die Grundsätze des protestantischen Glaubens, wie die Rechtfertigung allein aus Gnade und die Autorität der Bibel, gefeiert werden.
  • Früher diente der Reformationstag zur Abgrenzung der Protestanten gegenüber der katholischen Kirche und der Betonung der eigenen Identität. Heute wird er zunehmend im Geist der Ökumene zusammen mit Katholiken begangen.
  • Der Tag erinnert an die weitreichenden Folgen der Reformation, die weit über die Kirche hinausgingen und die Gesellschaft, Kultur und Politik in Europa nachhaltig prägten, etwa durch die Übersetzung der Lutherbibel ins Deutsche.
  • Gleichzeitig steht Martin Luther wegen seiner späteren antisemitischen Schriften in der Kritik. Einige sehen in ihm den Begründer des modernen Antisemitismus, während Kirchenhistoriker vor direkten Parallelen zu späteren Epochen warnen.

Ungeachtet der Kontroversen bleibt der Reformationstag ein zentraler Gedenktag für Protestanten, der die Bedeutung der Reformation für die Entstehung des evangelischen Glaubens und die Entwicklung der modernen Welt würdigt.

Reformationstag heute

Der Reformationstag hat sich im Laufe der Jahrhunderte von einem Tag der Abgrenzung zu einem ökumenischen Gedenktag gewandelt. Während er früher zur Unterscheidung der Protestanten von den katholischen Christen genutzt wurde, wird er heute im Geiste der Ökumene gefeiert.

Gesetzlicher Feiertag in neun Bundesländern

  • Der Reformationstag ist in den östlichen Bundesländern - mit Ausnahme von Berlin - seit der Wiedervereinigung 1990 ein gesetzlicher Feiertag.
  • Seit 2018 haben auch die norddeutschen Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein den 31. Oktober zu einem neuen, zusätzlichen gesetzlichen Feiertag erklärt.
  • Somit ist der Reformationstag in insgesamt neun Bundesländern arbeitsfrei.

Gottesdienste und Veranstaltungen

  • In evangelischen Kirchen finden am Reformationstag Festgottesdienste und Veranstaltungen statt, um an die Ereignisse vor 500 Jahren zu erinnern.
  • Zentrale Themen sind die Rechtfertigung des Sünders allein durch den Glauben und Martin Luthers Übersetzung der Bibel ins Deutsche.
  • Typische Lieder sind "Ein feste Burg ist unser Gott" und "Nun freut euch, lieben Christen g'mein".

Ökumenische Feiern

  • Zunehmend wird der Reformationstag auch zusammen mit Katholiken im ökumenischen Geist gefeiert.
  • Gemeinsame Gottesdienste und Veranstaltungen stehen für den Dialog und die Annäherung der Konfessionen.
  • Dabei werden durchaus kritische Themen wie die Kirchenspaltung und der Antisemitismus von Reformatoren wie Martin Luther aufgegriffen.

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Reformationstag 2017

Zum 500. Jahrestag der Reformation im Jahr 2017 war der Reformationstag am 31. Oktober einmalig in ganz Deutschland ein gesetzlicher Feiertag. Dieses Jubiläum erinnerte an die welthistorische Bedeutung der von Martin Luther angestoßenen Kirchenreform und ihre weitreichenden Auswirkungen weit über religiöse Fragen hinaus.

In den Bundesländern, in denen der Reformationstag normalerweise kein gesetzlicher Feiertag ist, wurden eigens Gesetze und Verordnungen erlassen, um den 31. Oktober 2017 arbeitsfrei zu gestalten. Dazu gehörten:

  • Baden-Württemberg
  • Bayern
  • Berlin
  • Hessen
  • Nordrhein-Westfalen
  • Rheinland-Pfalz
  • Saarland

Auch in Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, wo der Reformationstag erst 2018 als regulärer Feiertag eingeführt wurde, galt er 2017 ausnahmsweise als schulfrei und arbeitsfrei.

Dieses einmalige Reformationsjubiläum wurde mit zahlreichen Veranstaltungen, Ausstellungen und ökumenischen Gottesdiensten begangen:

  • Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ehrte Persönlichkeiten mit der Martin-Luther-Medaille für ihre Verdienste um den Protestantismus.
  • In vielen Städten fanden Konzerte, Theateraufführungen und Lesungen statt, die sich mit dem Erbe der Reformation auseinandersetzten.
  • Museen widmeten sich in Sonderausstellungen dem Leben und Wirken Martin Luthers sowie den Folgen der Kirchenspaltung.
  • Ökumenische Gottesdienste und Gesprächsrunden stärkten den Dialog zwischen den christlichen Konfessionen im Geiste der Ökumene.

Das Reformationsjubiläum 2017 bot die Gelegenheit, die historischen Ereignisse von 1517 in einen größeren Kontext zu stellen und ihre Bedeutung für die Gegenwart zu reflektieren - sowohl in kirchlichen als auch in gesellschaftlichen und kulturellen Bereichen.

Kritik und Kontroversen

Trotz seiner Verdienste um die Kirchenreform und die Verbreitung des christlichen Glaubens steht Martin Luther heute unter scharfer Kritik, insbesondere wegen seiner späteren antisemitischen Schriften. Einige Wissenschaftler sehen in ihm sogar den Begründer des modernen Antisemitismus. So wird zum Beispiel argimentiert, Luther habe in seinen Schriften gefordert, was die Nationalsozialisten später umgesetzt hätten.

Kirchenhistoriker warnen jedoch davor, eine direkte Parallele aus der Geschichte bis in die Gegenwart zu ziehen:

  • Judenhass sei im Mittelalter und der Frühen Neuzeit Teil des Christentums gewesen, so die Experten. Luthers Haltung sei zwar besonders radikal ausgefallen, spiegele aber den Zeitgeist wider.
  • Die Forderungen Luthers nach Vertreibung und Enteignung der Juden seien im 16. Jahrhundert durchaus üblich gewesen. Erst mit dem Westfälischen Frieden 1648 habe sich die Situation für die jüdische Minderheit langsam gebessert.